Das Sport und Erholungszentrum (SEZ) in Friedrichshain ist leider ein Paradebeispiel für eine völlig falsche Liegenschaftspolitik und den Ausverkauf der Stadt. Das SEZ und das zugehörige Grundstück wurden 2003 vom damaligen rot-roten Senat für einen symbolischen Euro an einen Investor verkauft – ein gravierender Fehler. Der Bezirk hat gemeinsam mit der grünen BVV-Fraktion jahrelang für den Erhalt des SEZ gekämpft – bis ihm der Senat 2015 die Zuständigkeit entzogen hat. Leider wurde viel zu lange vom Senat zugeguckt, wie der Investor dem Land auf der Nase rumtanzte und sich nicht mal an die minimalen Auflagen des Privatisierungsvertrags hielt. Das änderte sich erst ab 2017 mit Rot-Rot-Grün: Viele Jahre später wurde dieser Fehler wurde endlich eingesehen und gegen den Investor juristisch vorgegangen. Mit Erfolg: Nach einem langen Rechtsstreit um die Nutzung verfügt das Land heute wieder über das Grundstück!

Das SEZ ist damit aber noch nicht gerettet. Denn zwar gehört es jetzt wieder dem Land Berlin, das aber hält an alten Plänen fest, die einen Abriss des Bestandsgebäudes und eine neue Bebauung vorsehen. Seit einiger Zeit ist für das Grundstück die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM zuständig. Klar ist, wir brauchen bezahlbaren Wohnraum und es ist gut, wenn landeseigene Wohnungsbaugesellschaften diesen bauen. Und klar ist auch, wir brauchen genügend Schulplätze in Berlin. Beides sieht ein Bebauungsplan vor, der vom Senat erarbeitet und 2018 vom Abgeordnetenhaus verabschiedet wurde. Die darin beschlossenen Inhalte ersetzten die Planungsziele des Bezirks, der die Kubatur des SEZ vorsah und schon damals den Abriss des SEZ verhindern wollte.

Seit dem Beschluss des Bebauungsplans hat sich aber viel geändert. Deshalb muss auch der darin vorgesehene SEZ-Abriss auf den Prüfstand. Seit Jahren fordern wir, dass bestehende Gebäude umgebaut statt abgerissen werden. Das spart sehr viel graue Energie, was gerade in Zeiten des Klimawandels notwendig ist. Es muss jetzt geprüft werden, wie und in welcher Form ein Erhalt des SEZ umgesetzt werden kann. Bis dahin darf es keinen Abriss geben. Das Gebäude bietet viel Potenzial für Sport- und Kulturnutzungen. Auch deshalb muss der 2018 beschlossene Bebauungsplan kritisch geprüft werden. Dabei müssen Wohnungen, Schulplätze und ein SEZ-Umbau zusammen neu gedacht werden.

Mehrere Initiativen und Bündnisse setzen sich für den Erhalt des SEZ ein und wollen einen Abriss verhindern und eine Weiternutzung zu ermöglichen. Auch ein Runder Tisch wurde mit diesem Ziel gegründet. Und warum nicht prüfen, was bei einem Erhalt oder Umbau des SEZ für den Sport dauerhaft möglich ist – selbst wenn es dann kein Schwimmbad mehr wird. Wir haben doch auch in der Vergangenheit schon gesehen, dass das Gebäude vielfältig genutzt werden kann. Dabei spielt auch das Thema Zwischennutzungen eine Rolle – denn Räume für Sport oder soziale Projekte fehlen überall in der Stadt.

Allerdings steht weiterhin im Raum, dass nun durch den Senat und die WBM Fakten geschaffen werden und ein Abriss durch den Senat beauftragt wird. Stattdessen sollte aber jetzt die Chance genutzt und geprüft werden, ob der Bebauungsplan von 2018 auch noch der Bebauungsplan von 2025 sein soll oder wie wir ihn verbessern können. Gerade jetzt wo wir eine zweite Chance beim SEZ-Gelände bekommen, sollten wir stadtentwicklungspolitisch Fehler nicht wiederholen!

Foto vom SEZ

Ein Abriss macht keinen Sinn – ein Erhalt des SEZ muss nun geprüft werden! – Foto: G. Elser/Wikipedia – CC BY 3.0