Neben dem Amazon-Tower an der Warschauer Brücke wollen Investoren im Rudolfkiez zwei weitere Wolkenkratzer bauen. Das hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg in der vergangenen Woche bekannt gemacht und die Planungen dabei ausführlich kritisiert.
Erst kürzlich hat der Senat dem Bezirk die Planungshoheit für das Grundstück Rudolfstraße 18/19 entzogen, um den Weg für ein 140 Meter hohes Hochhaus eines privaten Investors freizumachen. Offiziell wird dies mit dem Bau neuer Wohnungen begründet. Doch der Bezirk kritisiert, dass dabei kaum bezahlbarer Wohnraum entsteht – stattdessen dominieren hochpreisige Wohnungen und ein hoher Anteil Hotelnutzung. Das dient nicht der sozialen Wohnraumversorgung sondern nur den Interessen privater Investoren.
Neben dem Hochhaus an der Rudolfstraße 18/19 treibt der Senat gemeinsam mit einem Investor offenbar ein weiteres Mega-Projekt voran: Unter dem Namen „The HUB“ soll direkt gegenüber des Amazon-Towers auf der Ostseite der Warschauer Brücke ein über 120 Meter hoher „Zwilling“ entstehen – ein Bau, der das Gesicht des Bezirks und der Stadt für Jahrzehnte prägen würde. Vom Vorhaben erfuhr der Bezirk nicht etwa durch transparente Beteiligung, sondern eher beiläufig – über eine kurzfristige Einladung zu einem Vorbereitungstreffen des Baukollegiums.
Als Grüne lehnen wir das Projekt ab. Denn die Senatsverwaltung treibt intransparent und gegen den Bezirk Hochhausprojekte voran, ignoriert Denkmalschutz sowie gemeinsam entwickelte städtebauliche Ziele wie maßvolle Höhenentwicklung, Durchmischung und Gemeinwohlorientierung. Die Ergebnisse öffentlicher Formate mit der Beteiligung der Stadtgesellschaft werden ignoriert und öffentliche Debatten verhindert – stattdessen werden Investorenträume im Schnellverfahren durchgesetzt, zulasten der Anwohner*innen.
Im Bezirksparlament hat die grüne BVV-Fraktion daher einen Antrag eingebracht, der dort mehrheitlich beschlossen wurde. Demnach soll sich das Bezirksamt klar gegen die Hochhausprojekte an der Rudolfstraße 18/19 und „The HUB“ positionieren und bei der Senatsverwaltung auf deren Stopp drängen. Es soll prüfen, inwiefern die Vorhaben städtebauliche Leitlinien, Denkmalschutz, soziale Infrastruktur, Umwelt und Gewerbestruktur verletzen und ob bezahlbarer Wohnraum entsteht. Transparente, beteiligungsorientierte Verfahren mit frühzeitiger Einbindung der Anwohnenden und der BVV sollen dabei gewährleistet werden.
Text: Julian Schwarze/Maria Haberer

Keine weiteren Wolkenkratzer neben dem Amazon-Tower in Friedrichshain / Foto: Julian Schwarze